Die Geschichte von
Reiki als einer einzigartigen Form der Energiearbeit, des Heilens mit Licht, ist
untrennbar verbunden mit der Person ihres Entdeckers, einem Japaner namens Mikao
Usui. Und so möchte ich das Kapitel Geschichte mit dem Leben und Wirken dieses
Mannes, dem die Welt so viel zu verdanken hat, beginnen.
Mikao Usui, 1865-1926
Mikao Usui wurde am
15.August 1865 im Bezirk Yamagata in Japan geboren, in einer buddhistischen
Familie des Chiba-Klans mit einer alten Samurai-Tradition. Er hatte mit seiner
Ehefrau Sadako, geborene Suzuki, einen Sohn und eine Tochter. Beruflich hatte er
vieles erlebt, er hatte im Staatsdienst, als Geschäftsmann, Reporter, Sekretär
eines Politikers (Bodyguard?), Missionar und auch als Bewährungshelfer
gearbeitet. Als Privatsekretär des Politikers Shimpei Goto muß Mikao Usui gute
Verbindungen zu den oberen Schichten gehabt haben.
Die Zeit, in der Usui in
Japan aufwuchs, war gekennzeichnet von Erneuerung, nach Jahrhunderten der
Isolation öffnete sich Japan wieder für das Ausland und für den Fortschritt,
aber auch für verschiedene alte Traditionen, die nicht der ehemaligen
Staatsreligion des Shintoismus angehörten. Eine Synthese aus altem und neuem,
dies ist auch der Lebensweg und das Lebenswerk von Mikao Usui gewesen.
Doch weltlicher Erfolg
war ihm nicht beschieden, vielleicht war er auch wenig daran interessiert
gewesen. Esoterik und Spiritualität waren von großer Bedeutung für ihn, und er
studierte Kiko, das japanische Qi Gong, bis zu einem hohen Grad, interessierte
sich für chinesische Medizin, er erlernte Kampfkünste, darunter
Yagyu Shinkage Ryu (Samurai-Schwertkampf) bis zum hohen Grad des Menkyo Kaiden, er studierte Tendai
-, Zen- und Shingon-Buddhismus und auch die alte Religion Japans, Shinto. Sein
Interesse galt der Medizin, der Psychologie, dem Wahrsagen und den spirituellen
Pfaden, er war ein gebildeter Mensch mit einem Bewußtsein für innere
Qualitäten . Er ist auch in China und im Westen gewesen, um zu lernen,
doch ist es durchaus möglich, daß er vieles seiner Kenntnisse in der ehemaligen
Kaiserstadt
Kyoto mit all ihren Tempeln und Bibliotheken gefunden hat. Kyoto ist ein Ort
mit einem sehr hoch entwickelten kulturellen und spirituellen Erbe. Bedeutende
Weggefährten von Mikao Usui sind u.a.
Morihei Ueshiba, der Begründer der Aikido- Kampfsportkunst, Onasiburo
Deguchi, Gründer der
Oomoto-Religion, Toshihiro Eguchi, ein guter Freund Usui's und ebenfalls
Gründer einer Religion, sowie Mokichi Okada, Gründer der
Johrei- Religion des spirituellen Lichtes, gewesen. Reiki ist also ein Weg
von vielen, die in dieser schöpferischen Zeit in Japan entstanden sind.
Auf dem Berg Kurama bei Kyoto
Das Leben Usui's verlief trotz all seiner Fähigkeiten und seiner hohen
Bildung nicht besonders glücklich, und so fragte er, wie das in der japanischen Kultur
so üblich ist, seinen spirituellen Lehrer um Rat. Dies führte dazu, daß er in ein Retreat
ging, d.h. sich aus dem äußeren weltlichen Leben völlig zurückzog, und "shyu gyo"
praktizierte, 21 Tage des Fastens und der Meditation, eine buddhistische Praxis,
die sehr viel Disziplin und aufrichtiges Bemühen verlangte. (Die allgemeine
Meditationsform, die Usui praktizierte, ist Zazen Shikan Taza,
mehr dazu im URR- und Usui Teate-Seminar.) Ein Wasserfall auf dem Berg
Kurama nördlich von Kyoto war der geeignete Ort, um sich ungestört
zurückzuziehen und zu praktizieren. Am Morgen des 21. Tages dieses Retreats kam
unerwarteterweise das Licht des Reiki zu ihm herab und Reiki wurde geboren. Usui
erkannte und verwirklichte die Reiki-Heilungsmethode und hatte zu sich selbst
gefunden, einen geistigen Bewußtseinszustand erlangt, der "Anshin Ritsumei"
genannt wird, und in etwa folgendes bedeutet : der eigene Geist ist vollkommen
in Frieden, es ist klar, was zu tun ist, nichts kann die innere Ruhe und
Klarheit mehr stören. Ich vermute, dies entspricht Rigpa im tibetischen Buddhismus.
Dieses Satori muß in den Jahren 1914 bis 1922 stattgefunden haben. Die neue
Heilungsmethode wurde zunächst im engsten Familienkreis erprobt und überprüft,
mit so positiven Ergebnissen, sprich Heilerfolgen, daß Usui sich entschied,
diese Ryoho, diese Heilweise, allen Menschen frei zugänglich zu machen. Er
wollte sie bewußt nicht als eine sichere Einkommensquelle für seine Familie und
seine Nachfahren zurückhalten und als ein Geheimnis bewahren und offenbarte
damit seinen großen Geist, seine altruistische Lebenseinstellung. Dies geht aus
der Inschrift an seinem Grab in
Tokio hervor.
1922 war Usui von Kyoto
nach Tokio umgezogen, und da sich Reiki bei den verschiedensten Krankheiten und
Problemen als äußerst hilfreich erwiesen hatte, gründete er dort seine erste
Klinik, sein erstes Heilungszentrum. Das Interesse an Reiki war immens, die
Leute mussten sogar vor dem Haus Schlange stehen, um eine Behandlung von Usui
oder seinen Mitarbeitern zu erhalten. Mit seinen ganz außergewöhnlichen
Fähigkeiten wurde Usui schnell in ganz Japan bekannt, und dies sogar obwohl er
ausdrücklich keinerlei Werbung für Reiki wünschte. Die Behandlungen waren für
alle zugänglich, was bedeutete, daß sie nicht teuer waren, wenn überhaupt ein
Entgelt dafür verlangt wurde.
Weit über 1000 Menschen
hat Usui in den wenigen Jahren, die ihm bis zu seinem Tode für seine Arbeit mit
Reiki blieben, in dieser Heilweise unterrichtet und eingeweiht, 17 seiner
Schüler erhielten die dritte Stufe, den 3. oder Shinpiden-Grad. Die Ausbildung
in Reiki war zunächst in drei Grade unterteilt, der erste heißt Shoden, der
zweite Okuden und der dritte Shinpiden. Shihan sind die Mystischen Lehren, die
auf Shinpiden aufbauen, erst hier lernte der Schüler, die Einweihungen, Reiju,
zu geben. Darüber hinaus soll es noch mindestens zwei weitere höhere
Meistergrade gegeben haben, einer ohne Namen, der andere bedeutet: „das Licht
hereinbringen“. Diese Ermächtigungen können erst nach langjähriger
Meditationspraxis erlernt und dann weitergegeben werden.
Den zweiten und schon gar
den dritten Reiki-Grad erhielten die Schüler erst nach einer langjährigen
Zusammenarbeit mit Usui Sensei, mit ihrem ehrwürdigen Lehrer Usui. Auch mußte
der Schüler seine Sensibilität, im Energiekörper diagnostizieren zu können
(Byosen und Reiji Ho), unter Beweis stellen, um weitere Ermächtigungen zu
erhalten. Der Titel Sensei, ehrwürdiger Lehrer, wird dem Lehrer aus Respekt für
seine Integrität und Befähigung von den Schülern verliehen.
Shoden, die erste Stufe
des Reiki, war offen für jeden Schüler. Die Menschen kamen zu Usui, um Heilung
zu finden, sie erhielten hierzu von Usui Behandlungen und die regelmäßigen
Einweihungen (Reiju) in den ersten Grad, in Shoden. Die höheren Grade und
Ermächtigungen, Okuden und Shinpiden und erst recht die noch höheren
Meistergrade, wurden erst dann gewährt, wenn der Schüler die erforderlichen
Fähigkeiten und charakterlichen Qualitäten unter Beweis gestellt hatte. Eine
jahrelange Zusammenarbeit und Mitarbeit war Voraussetzung, das Reiju, die
Einstimmung in Reiki, wie auch eine kurze Form des Hatsurei Ho wurden regelmäßig
praktiziert. Auch heutzutage mag es bis zu zehn Jahre dauern, bis ein Schüler in
der Usui Reiki Ryoho Gakkai die zweite Stufe, Okuden, erlernen darf.
Mikao Usui legte auf die
spirituelle Seite, die Pflege der inneren geistigen Qualitäten großen Wert,
seine Behandlungen waren rein intuitiv, manchmal lehrte er 5 Kopfpositionen, wie
wir mittlerweile erfahren haben von einer weit über 100 Jahre alten Schülerin
von Usui. Er lehrte Meditationen und Kotodamas, Invokationen, um sich mit
speziellen Energien zu verbinden. Wenn ein Schüler hierzu nicht sensibel genug
war, wie u.a. Hayashi, bekamen diese die bekannten 4 Reiki-Symbole als
Hilfsmittel.
17 Schüler haben den
Shinpiden-Grad bei Usui gelernt, 5 buddhistische Nonnen, 3 Marine-Offiziere und
9 weitere Männer, unter ihnen Eguchi, ein enger Freund Usui's. 50-70 Schüler
lernten den ersten Teil (Zenki) des 2. Grades, 30 lernten auch den 2. Teil
(Kouki) von Okuden.
Usui Sensei's Zielsetzung
war und ist es, den Zustand von Körper, Geist und Seele der Menschen zu
verbessern, Gesundheit, Wohlbefinden und Glück zu fördern. Reiki war also nicht
nur dazu gedacht, um Krankheiten und Schmerzen zu lindern, sondern um in
ganzheitlichem, spirituellem Sinne Gesundheit auf allen Ebenen des menschlichen
Wesens und eine heilsame geistige Verfassung, die wahres Lebensglück bedeutet,
zu fördern und letztendlich die Erleuchtung, die Befreiung zu erlangen.
Shinto und Kiko waren die Basis für die energetische Reiki-Praxis, der
Tendai-Buddhismus lieferte den spirituellen Hintergrund. Mag sein, daß auch Shingon und
Zen Einfluss hatten, aber nur sekundär. Auf dieser Basis entwickelte Mikao Usui eine sehr
einfache Art der Reinigung und Stärkung des menschlichen Energiekörpers und diverse
Formen der Meditation, der geistigen Schulung. Usui lehrte einen Pfad zur
Erleuchtung und zur geistigen Entwicklung, das reine Handauflegen, das im Westen
so zentrale Bedeutung erlangt hat, war nur eine Nebensache. Wöchentlich wurde
das Reiju, die Einweihung in Reiki gegeben, es wurden gemeinsam religiöse Texte
und Gebete zitiert, es ging darum, den eigenen Geist zu schulen in Achtsamkeit
und reiner Präsenz und dadurch über das gewöhnliche hinaus alle verborgenen
Qualitäten zu entwickeln.
Die sogenannten
Reiki-Lebensregeln oder Reiki-Ideale, die den fünf Prinzipien des
Meiji-Kaisers entsprachen, dienten der Orientierung und klaren Ausrichtung für
die Reiki-Praxis. Sie wurden regelmäßig zu Beginn der gemeinsamen Praxis
rezitiert. Ebenso Gyosei, kaiserliche Gedichte zur
geistigen Inspiration. Usui hat jene Gyosei ausgesucht, die als Kotodamas
interessant und hilfreich waren, um die Schüler in bestimmte Zustände zu führen.
Das Hikkei, das Handbuch, das Usui ungefähr ab 1920 an seine Schüler austeilte,
enthielt die Lebensregeln, Gyosei und Meditationen, nicht aber Handpositionen.
Später erst, nachdem Usui Sensei an einem Gehirnschlag 1926 gestorben war,
entstand in Tokio die Usui Reiki Ryoho Gakkai, eine Gesellschaft zur Verbreitung
der Reiki-Heilweise nach Usui, die es auch nach wie vor gibt. Mittlerweile ist
erwiesen, daß Usui erst nach seinem Tode die Ehre zuteil geworden ist, als
erster Präsident der Gakkai aufgelistet zu werden.
Als der erste Präsident
dieser Usui Reiki Ryoho Gakkai wird Mikao Usui selbst genannt, seine Nachfolger
hießen Juzaburo Ushida, Kan'ichi Taketomi, Houichi Wanami und Kimiko Koyama. Der
derzeitige Präsident ist Herr Masaki Kondo. Wenn überhaupt, so könnte allein
Herr Kondo sich als Großmeister oder Oberlehrer des Reiki bezeichnen, eine
derartige Bezeichnung ist in Japan jedoch unbekannt.
Die Lehren der Gakkai,
die von Arjava Petter, William Rand und Hiroshi Doi als das originale Reiki des
Mikao Usui dargestellt werden, stellen nicht die Praxis dar, wie Usui Sensei sie
selbst gelehrt hat, sondern sind eine Weiterentwicklung innerhalb der Gakkai.
Von der ehemaligen Präsidentin der Gakkai in Tokio, Frau Koyama, stammt
die Version des mittlerweile auch bei uns sehr bekannten Usui Reiki Hikkei, ein Handbuch,
das Usui zum Teil an seine Schüler austeilte. In dem Usui Reiki Hikkei werden Fragen
zu Reiki beantwortet, eine englische Übersetzung war (ist?) auf Rick Rivard's
Webseite
"Reiki Threshold" zu finden. Im Hikkei werden auch bestimmte Handpositionen
für die verschiedensten Krankheiten aufgelistet. Neuesten Forschungen in Japan
zufolge (Usui Teate) stammen die Handpositionen aus der Feder Hayashi's, - daher
auch die Ähnlichkeit mit den Positionen in seinem eigenen Hikkei -, und gar
nicht von Usui selbst.
Schüler, die direkt bei
Usui gelernt haben - im Gegensatz zu den Informationen der Gakkai, die aus 2.
Hand stammen und verändert worden sind - haben gesagt, daß Usui lediglich 5
spezielle Kopfpositionen gelehrt hat, anschliessend wurde ggf. intuitiv
der Körper behandelt.
Mehr dazu auf der Seite zur Usui Teate.
Der Name Reiki
... setzt sich aus zwei Kanjis, japanischen Schriftzeichen, zusammen, Rei
und Ki. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Worte zu deuten,
zu übersetzen:
Rei
ist die spirituelle Heilung, verbunden mit
spirituellem Wachstum. Ki ist die Energie, die Kraft zum Heilen
von Geist und Körper.
Hier die alte und die neue Schreibweise der Kanjis:
Eine wörtlichere Übersetzung, Interpretation der beiden Kanjis lautet:
Rei: vom Himmel herab kommt der Regen mit lebensspendender Energie, die
sich aus drei Teilen zusammensetzt, aus Licht, Liebe und Weisheit. Ki: auf
der Erde steht ein Schamane mit seinen Armen zum Himmel emporgestreckt.
Reiki ist also ein Empfangen von Licht, Liebe und Weisheit von oben,
vom Himmel, und ein Weitergeben an die Menschen auf der Erde. Dies trifft sowohl auf
die Einweihung in Reiki als auch die Behandlung mit Reiki zu.
Usui hatte sicherlich Inspirationen empfangen aus seinem Studium des Zen-
Buddhismus, wie auch aus dem Tendai- und dem Shingon-Buddhismus. Er kannte
andere japanische Formen der Lichtarbeit, ist wohl auch ein Mitglied gewesen in
der "Rei Jyutsu Ka", die ihren Sitz am Fuße des Berges Kurama hatte. Usui Sensei
hat Kiko, die japanische Form des Qi Gong bis zu hoher Meisterschaft gelernt,
und er war Meister (Menkyo Kaiden) in einer japanischen Kampfkunst namens Yagyu
Ryu. Die Darstellung in manchen Kapiteln über die Lebensgeschichte Usui's, daß
er Sekretär eines Politikers war, ist wohl eine Umschreibung für seine Tätigkeit
als Bodyguard.
Der Berg Kurama eine Stunde nördlich von Kyoto ist ein besonders heiliger
Ort in Japan, ja, er wird sogar das spirituelle Herz Japans genannt. Viele hundert
Tempel sind dort, aus allen japanischen Traditionen, somit auch ihre Energien
und Helfer aus dem Reiche des Lichtes. Auch für den japanischen Kampfsport ist
der Berg Kurama ein besonders heiliger und gesegneter Ort.
Von 1922 an übte Usui sich 3 Jahre lang in Zen-Meditation, mehrfach machte
er ein Retreat, dessen Rahmen im Zazen Shikan Taza beschrieben
wird.
Möglicherweise ist das Satori, das Usui im März 1922 mit dem Empfang von Reiki
auf dem Berg
Kurama erlebt hatte, auch inspiriert worden von der mystischen Geschichte der Kurama
Sonten, die mit dem Berg Kurama verbunden und dort energetisch nach wie vor
wirksam sind. Die drei Gottheiten des Kurama Sonten verkörpern verschiedene
Qualitäten und sind durch Sanskrit-Mantren dargestellt. Es sind die göttlichen
Eigenschaften: Licht (Bishamon-Ten), Liebe (Senju-Kannon) und Macht oder Kraft (Mao-Son).
Die Mythologie des Kurama Berges weist auffällige Parallelen auf zu den Graden des
Reiki! Sonten, im Kanji wie das Reiki-Meister-Symbol dargestellt, ist die Universelle
Lebenskraft, die den gesamten Kosmos durchdringt und nährt, und sich durch die drei
Eigenschaften von Licht, Liebe und Kraft manifestiert.
Das Symbol für Senju-Kannon (eine Form von Avalokiteshvara, dem
tausendarmigen Bodhisattva des vollendeten Mitgefühls) ist das Hrih im Sanskrit und die
Quelle für das 2. traditionelle Reiki-Symbol, das sogenannte Mentalsymbol. Es steht für
den Amida-Buddha (Amitabha), der in Japan sehr viel verehrt wird (Buddhismus des
Reinen Landes). Das Hrih verkörpert die Segenskraft der Liebe in dieser Dreiheit
und ist dem Mondprinzip zugeordnet.
Bishamon-Ten ist die Kraft des Lichtes (Licht-Haftigkeit ist eine
wesentliche Eigenschaft des Erleuchtungsgeistes) und mit dem Prinzip der Sonne verbunden.
Mao-Son ist die dritte Gottheit des Kurama-Sonten und bedeutet: Macht oder Kraft.
Mao-Son verkörpert das Prinzip der Erde.
Auch das Mantra des Meistersymbols wird in diesem Tempel auf dem Berg
Kurama täglich verwendet zum Schutz und als Anrufung. Das Dai Ko Myo, das
Reiki-Meister-Symbol repräsentiert die drei Prinzipien des Kurama Sonten: Liebe,
Licht und Kraft.
Folgende Abbildungen stammen aus einem der Tempel auf dem Berg Kurama bei
Kyoto:
Im Jahre 1923 gab es in
Japan ein grosses, verheerendes Erdbeben, das
Kanto-Erdbeben, in dem über 100.000 Menschen ihr Leben verloren. Mikao Usui
hat sich sehr engagiert, den Opfern zu helfen, ihre Leiden mit Reiki zu lindern
und zu heilen. Zu diesem Zweck verlegte er seine Klinik in das Gebiet des
Erdbebens, um "Hände der Liebe zu den leidenden Menschen auszustrecken". Auch
dies zeigt, daß Usui Sensei ein Mensch von "Großem Geist" gewesen ist, der in
selbstloser Art und Weise Bodhicitta, liebevolle Hinwendung wirklich
praktizierte. Als Auszeichnung für seine Dienste erhielt Usui einen
Doktor-Titel, ehrenhalber.
Im Jahre 1926 erlag Mikao
Usui einem Gehirnschlag. Sein Grab ist beim Saihoji-Tempel in Tokio. Direkt
neben dem Grab steht ein Stein mit einer Inschrift, von mir in deutscher
Übersetzung der Inschrift auf dem Gedenkstein, der über
Usui's Leben und Wirken berichtet. Die Entdeckung dieser Inschrift, das
Auffinden der Tokioer Reiki-Gakkai und zwei japanische Bücher zum Thema Reiki
machten es Ende des 20.Jahrhunderts möglich, mehr stimmige Informationen zu der
Geschichte von Reiki und zum Leben ihres Begründers Mikao Usui im Westen zu
erhalten. Die zwei japanischen Reiki-Bücher sind das "Iyashi No Te" von
Toshitaka Mochizuki (erschienen 1995) und das "Iyashi No Gendai Reikiho" von
Hiroshi Doi. Das Buch von Hiroshi Doi ist ins englische übersetzt worden und
unter dem Namen "Modern Reiki Method for Healing", mittlerweile erhältlich
(ISBN: 0-9688100-0-4,Dezember 2000 bei Fraser Journal Publishing). Weitere
Überlieferungen von anderen japanischen Reiki-Lehrern, die nicht der Gakkai
angehören, sich aber dennoch auf Mikao Usui oder Chujiro Hayashi zurückführen
lassen, sind bekannt geworden.
Danksagungen / Quellennachweis
Viele haben zu dem Bekanntwerden der neuen Informationen aus Japan
beigetragen, allen voran
Frank Arjava Petter ("Das Reiki Feuer" und "Das Erbe des Dr.Usui"
und "Das Original Reiki Handbuch", alle erschienen im Windpferd-Verlag); und
Hiroshi Doi, der ausgebildet bei der Usui Reiki Ryoho Gakkai diese Reiki-Tradition
nun auch im Westen lehrt. Ebenfalls danken möchte ich Andrew Bowling aus England für
seine Geschichte des Reiki und William Rand für "
Discovering the Roots of Reiki". Ende 2000 ist im Windpferd-Verlag das
"Reiki-Kompendium" von Lübeck, Petter und Rand zu diesem Thema erschienen. Eine
andere Tradition der buddhistischen Reiki-Praxis ist
Buddho-Ener Sense . Sie baut auf einer Linie von Usui's Schüler Hayashi auf.
Mittlerweile wurde dank
Chris Marsh und den Erkenntnissen über die Usui Teate
ein noch klareres Bild sichtbar, was Usui genau praktiziert hat und was nicht.
Hier möchte ich insbesondere
Taggart King für seine Arbeit und Unterstützung danken.
Mikao Usui Sensei hat
täglich die Rezitation der Reiki-Lebensregeln und eine Kurzform des Hatsurei-Ho
mit seinen Schülern praktiziert und die Einweihung, das Reiju regelmäßig
wiederholt, damit die Fähigkeit, Reiki weitergeben zu können, mehr und
mehr gesteigert wurde. Ihm war klar, daß Gesundheit und wahres Lebensglück
untrennbar verbunden sind mit geistigen, inneren Werten, mit der spirituellen
Entwicklung. Er legte Wert darauf, auf der Basis eines ethisch korrekten
Verhaltens den Frieden im eigenen Geist zu finden, und mit einem guten Herzen
und in innerer Stille wie die großen Heiligen aller Zeiten für das Wohl der
Menschen zu wirken.
Im nächsten Abschnitt
möchte ich ein wenig über die Übertragungslinie von Reiki in den Westen
berichten. Diese Linie beginnt mit Dr. Chujiro Hayashi und führt über Frau
Hawayo Takata in die USA und nach Europa.
Dr. Chujiro Hayashi war zusammen mit 2 weiteren
Offizieren, Jusaburo Gyuda/Ushida und Ichi Taketomi ein Schüler von Usui
gewesen. Geboren im Jahre 1878 hatte er als Kommandeur bei der japanischen
Marine als Arzt gedient. 1925 lernte er (nur) 9 Monate lang Reiki von Mikao Usui
und führte später eine kleine Reiki-Klinik in Tokio mit 8 Betten und 16 Heilern,
die immer zu zweit Behandlungen gaben. Hayashi hatte ein eigenes Handbuch
geschrieben, das in puncto Behandlungspositionen dem Usui Reiki Hikkei sehr
ähnlich war. Beides enstand wohl aus Qi Gong Materialien, die 1927 bei der
Marine verbreitet wurden. Die 3 Offiziere waren die Gründer der Gakkai gewesen,
ältere Schüler Usui's konnten sich aber nicht mit dem, was dort praktiziert
wurde, identifizieren. Eguchi war nur 1 Jahr lang mit bei der Gakkai, von ihm
hat Hayashi wahrscheinlich das Reiju, die Einweihung erlernt, die er aber wohl
auch modifiziert hat.
Die nationalistische Einstellung des "Offiziers-Clubs" Reiki Ryoho Gakkai war
sogar Hayashi zuviel gewesen, und so ist er seine eigenen Wege gegangen
und später nicht mehr Mitglied der Usui Reiki Ryoho Gakkai gewesen, sondern hat
ab 1931 sein eigenes Reiki gelehrt in der Hayashi Reiki Kenyu-kai. Die
spirituelle Dimension, auf die Usui Sensei so viel Wert gelegt hatte, war für
Hayashi kein zentraler Punkt, er konzentrierte sich auf die Technik des
Handauflegens zum Zwecke der (physischen) Heilung. Bis zu seinem Tode im Jahre
1941 hat er 17 Schüler in den Meister-Grad eingeweiht. Eine seiner Schülerinnen
war Frau Hawayo Takata, die 1938 den Meister-Grad bei ihm absolvierte.
Hawayo Takata kam am 24.Dezember des Jahres 1900 als Tochter
japanischer Immigranten in Hawaii zur Welt. Das Leben auf der Zuckerrohrplantage
war hart und hatte sie krank gemacht. Als sich Frau Takata aus familiären
Gründen Mitte der dreißiger Jahre in Tokio aufhielt und in einem Krankenhaus
untersuchen ließ, wurden ihr ein Tumor, Gallensteine und eine
Blinddarmentzündung diagnostiziert.
Sie lag schon auf dem Operationstisch, als eine innere Stimme ihr eindrücklich
sagte, daß eine Operation nicht nötig sei. Sie fragte den Arzt nach einer
anderen Möglichkeit und erfuhr von Hayashi's Reiki-Klinik, die direkt gegenüber
dem Krankenhaus lag.
So bekam sie statt einer Operation tägliche Reiki-Behandlungen, die sie
innerhalb von 4 Monaten vollständig heilten. So überzeugt von Reiki wollte sie
es selbst erlernen und vermochte Hayashi dazu zu bewegen, ihr im Frühjahr 1936
den ersten Grad zu übertragen. Ein Jahr lang arbeitete Hawayo Takata in der
Reiki-Klinik in Tokio und erhielt zum Abschluß den zweiten Grad.
1937 kehrte sie zurück nach Hawai und begann dort mit ihrer Reiki-Arbeit. Im
Winter 1938 wurde sie von Hayashi in den Meistergrad eingeweiht. Die politische
Situation während des zweiten Weltkriegs, als die USA und Japan Kriegsgegner
gewesen waren, mag der Grund gewesen sein, daß Frau Takata aus Mikao Usui einen
christlichen Theologen machte. Pearl Harbour war den Amerikanern nur allzu gut
im Gedächtnis, in dieser Situation hätte sie große Schwierigkeiten bekommen,
wenn sie etwas japanisches oder buddhistisches hätte publik machen wollen. So
begann sie, ein Märchen zu erzählen, und machte aus Usui einen Christen, der er
definitiv niemals gewesen ist. Auch die Reiki-Praxis wurde für den Westen
angepasst, das Hatsurei Ho z.B. hatte sie gelernt von Hayashi, jedoch nie an
ihre Schüler weitergegeben.
Usui wäre niemals damit einverstanden gewesen, daß sie, wie auch weitere
"Linienhalter", sich als Reiki-Großmeister bezeichneten. Er hatte bewusst ein
offenes Lehrsystem erschaffen, "Ronin" genannt, ohne Führer-Ambitionen und offen
für jeden, der Interesse hatte.
Bis zu ihrem Tod im Jahre 1980 hat Hawayo Takata insgesamt 22 Reiki-Meister
eingeweiht, unter ihnen Barbara Ray, die die A.I.R.A., später dann Radiance
gründete, und ihre Enkelin Phyllis Lei Furumoto, die die Reiki Alliance
gründete. Längere Zeit waren diese beiden Organisationen führend in der
Verbreitung von Reiki in Europa, erst in den 90er Jahren wurde es möglich, sich
auch als Freier Reiki-Meister der Vermittlung von Reiki zu widmen. Damit wurde
das hohe Preisniveau, man könnte auch sagen, Preiskartell, abgeschafft und Reiki
einer noch größeren Anzahl zugänglich gemacht. Der Versuch von Phyllis Furumoto,
der Enkelin Frau Takatas, die Namen Reiki und Usui Reiki Shiki Ryoho weltweit
für sich patentieren zu lassen, ist glücklicherweise fehlgeschlagen, denn
mittlerweile ist Reiki weltweit bekannt und beliebt. Auch die Art, wie sie die
Rolle des Reiki-Grossmeisters übernommen hat, ist zweifelhaft, siehe diesen
offenen Brief ihrer engsten Freundin Carell Ann Farmer aus jener Zeit.
Zu Beginn des 21.Jahrhunderts findet nun eine Rückbesinnung statt auf die
Ursprünge des Reiki und die westliche Reiki-Szene schaut wieder nach Japan, um
die wahre Geschichte über Reiki herauszufinden. Mehr dazu im Kapitel
Reiki Ryoho. Insbesondere ist es William Rand, Arjava Petter, Rick Rivard
und Hiroshi Doi zu verdanken, daß die sogenannten URR-Techniken nun im Westen
bekannt wurden. Ihre Quelle ist die Gakkai, die - wie wir ja gesehen haben -
erst nach Usui's Tod entstanden war und auch nicht das hohe spirituelle Niveau
aufwies, auf das Usui so großen Wert gelegt hatte.
Im Jahre 2002, als ich diese Zeilen schreibe, leben noch 12 SchülerInnen von
Usui in Japan, die jüngste von ihnen ist 107 Jahre alt. Chris Marsh hat Kontakt
zu ihnen und gibt seine Nachforschungen unter dem Titel "
Usui Teate" weiter. Dies finde ich ganz besonders spannend und bin sehr dankbar
dafür, daß
Taggart King diesen Lehrstoff in so großzügiger Form mit mir geteilt
hat, insbesondere da Chris Marsh sich sehr bedeckt hält und mit dem Reiki-Boom
nichts am Hut hat. Ein Zug, der ihn mir sympathisch macht und seine
Glaubwürdigkeit unterstreicht.
Men Chhos Rei Kei, das Medizin Dharma Reiki nach Lama Yeshe alias R. Blackwell,
ein weiterer Versuch, die ursprüngliche Lehre Usui's wiederzuerwecken, basiert
auf Unterlagen, die man (angeblich?) in Japan fand. Ein Buch hierzu ist auf
meiner
Buch-Seite aufgelistet, Ende 2002
werden die Angaben von Lama Yeshe allerdings angezweifelt, da er die Originale,
auf denen seine Lehre beruht, nicht zu zeigen bereit ist. Mittlerweile ist klar,
daß sich R. Blackwell als unglaubwürdig erwiesen hat, da er alle Zusagen, die
Originale zu zeigen, nie eingehalten hat. Auch ist eine hohe Reinkarnation, die
er behauptet, zu sein, in Bhutan und bei S.H. Dalai Lama völlig unbekannt. Viele
seiner weltweit lehrenden Schüler haben sich mittlerweile von ihm distanziert,
die Webseiten zum MDR gelöscht und die MDR-Seminare gecancelt. Auch das deutsche
Reiki Magazin, das eine Übersetzung des Buches von Lama Yeshe alias R. Blackwell
ins Deutsche schon in der Produktion hatte, mußte letztendlich mit
finanziellen Verlusten das Projekt einstellen. Eine sehr traurige Entwicklung,
viel Vertrauen in das Gute ging dabei verloren.
Neben den Versuchen, "back to the roots" die ursprüngliche
Reiki-Praxis wiederzuentdecken, gibt es auch eine ganze Reihe von
Weiterentwicklungen im Westen. Die
Höheren Reiki-Meister-Grade, auch "Grossmeistergrade"
genannt, sind sehr schöne Energien.
Und auch andere Stile, wie das Tibetan Reiki (William Lee
Rand), Karuna Reiki und Tera Mai Reiki (Kathleen Milner) sind sehr interessante
Steigerungen des "traditionellen" westlichen Reiki. (Nachdem ich selbst mit dem
Reiki nach Phyllis Lei Furumoto 1987 bei Ulla Oberkersch begonnen hatte,
wurde ich dann von Rand und von Milner 1994 bzw. 1995 in den beiden Linien zum
Reiki-Meister ausgebildet - Anmerkung des Autors.)
Es könnten noch viele weitere Reiki-Stile genannt werden,
oftmals interessante und heilsame Erweiterungen. Manches in der Esoterik-Szene
sollte aber wohl eher Energie oder Licht heißen, und nicht Reiki, denn es hat
mit Reiki nichts mehr zu tun. Partnerzusammenführungen und dergleichen Magie
sind meiner Meinung nach keine Reiki-Anwendung.
Eine sehr bedauerliche Entwicklung in allerletzter Zeit durch
die Veröffentlichung der Symbole und Einweihungen in Verbindung mit mangelndem
Respekt und eigennützigem Streben sind verfälschte Reiki-Formen, die sich nicht
als segensreich erweisen. Der Begriff "Reiki" ist nicht geschützt und somit kann
leider einiges unter dem Namen Reiki laufen, was diesen Namen nicht verdient.
Ich hoffe, daß diese Auswüchse des Reiki-Booms im Westen aber
nur sehr vereinzelte Fälle sind, Reiki ist etwas so wunderschönes und
segensreiches... . Möge sich das Licht durchsetzen, um die Welt, in der wir alle
leben, ein wenig liebevoller und friedlicher werden zu lassen. Mögen wir alle
danach streben, daß das großartige Erbe Usui's viele heilsame Früchte im Sinne
seines Begründers hervorbringen kann.
Nun, ich glaube, diese Webseite ist nun lang genug,
nicht wahr? Mag sein, daß ich in ein paar Jahren das Kapitel "Geschichte des
Reiki" wiederum neu schreiben kann bzw. ergänzen muß, wenn noch weitere
Informationen aus Japan gekomen sind. ;-))
Licht und Segen auf all deinen Wegen.
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