Ich freue mich, euch wieder begrüssen zu dürfen, mit einem kleinen Artikel zur
aktuellen Recherche über die Ursprünge des Reiki, und mit den neuen Daten für
die Seminare von Januar bis Juni 2002.
Die Lehre des Buddha, der Dharma, ist im Laufe von 2500 Jahren in viele Länder
gekommen, hat dabei in jedem Land, in jeder Kultur eine besondere Ausformung
erhalten, ohne dabei jedoch in seiner Essenz und Tiefe zu verlieren. Der Dharma
lehrt den Pfad zur Beendigung allen Leidens, den Weg zur Vollendung von Glück
und Wohlbefinden. Das Wesen des menschlichen Bewusstseins ist vom Buddha
vollkommen erkannt worden, und auf Grund dieser Erleuchtung werden viele
geschickte Methoden gelehrt, um Glück und Wohlbefinden zu erlangen, um
letztendlich Samsara, die Welt des Leidens, zu transzendieren und das Nirvana zu
erfahren.
Was ist aber in der Überlieferung des Reiki in seiner nun fast hundertjährigen
Geschichte geschehen? Wie würde Mikao Usui über unsere heutige westliche
Reiki-Praxis urteilen? Wird Reiki weiterhin in seinem Sinne gelehrt und
praktiziert? Ist das Wesen, die Essenz erhalten geblieben oder eher verloren
gegangen?
Bis ungefähr 1990, also noch 10 Jahre nach Hawayo Takata's Tod, wurde im Westen
ein Märchen über Usui erzählt, er sei ein christlicher Mönch und Doktor der
Theologie gewesen etc.. Manche Reiki-Meister erzählen dies heutzutage sogar
immer noch, z.T. wider besseren Wissens.
William Rand
, einer meiner Lehrer aus den USA, wollte es genau wissen und hat die
Geschichte, wie sie von Frau Takata erzählt worden war, in allen Details
überprüft. Das Ergebnis seiner Nachforschungen ist in dem Buch „
Das Reiki-Kompendium
" nachzulesen.
Usui ist Buddhist gewesen, sein ganzes Leben lang. Dies haben alle
Nachforschungen bestätigt. Und noch viel mehr ist in den allerletzten Jahren an
Information aus Japan gekommen, aus verschiedenen Quellen.
Frank Arjava Petter, ein Deutscher,
der in Japan lebt, hatte Kontakt mit Frau Koyama, der damaligen Präsidentin der
Usui Reiki Ryoho Gakkai in Tokio, und von ihr deren Version des Reiki Hikkei
erhalten. Die Veröffentlichung dieses Materials in
Bücher
n beim Windpferd-Verlag machte Petter schnell im Westen bekannt. Es
hatte also doch Originale und Aufzeichnungen von Usui gegeben. Die
Behandlungspositionen für die verschiedensten Krankheiten in diesem Hikkei sind
allerdings erst später nach Usui's Tod, wohl im Zuge der Verbreitung der Qi Gong
Materialien bei der japanischen Marine, hinzugekommen.
Endlich erfuhren wir den vollständigen Text der
Reiki-Lebensregeln, Toshitaka
Mochizuki hatte auf japanisch ein Buch über Reiki mit einer Originalfassung
geschrieben. Auch das Grab von Usui wurde in Tokio entdeckt.
Petter hatte als Ausländer aber nur begrenzten Zugang zu Informationen, der
Japaner Hiroshi Doi
hingegen konnte direkt bei der Gakkai lernen. 1999 gab Hiroshi Doi das erste
Seminar im Westen, und er lehrte das Reiju, die Einweihung in Reiki, die sich
ganz wesentlich von den westlichen Einweihungen unterscheidet.
Mit dem Material von Petter und von Doi haben wir nun wieder eine buddhistisch
ausgerichtete Reiki-Praxis, die nicht nur eine Entspannungsmethode, sondern eine
spirituelle Disziplin darstellt, und die eine sehr hoch entwickelte Form des
Geistigen Heilens, der Lichtarbeit, ist.
Doch auch bei der Gakkai in Tokio waren Teile verändert worden, es war immer
noch nicht völlig klar, wie Usui nun tatsächlich praktiziert und gelehrt hatte.
Chris Marsh lebt seit 30 Jahren in Japan, ist Tendai-Buddhist und hat dort als
Meister einer japanischen Kampfkunst grosse Anerkennung. Dies öffnete ihm die
Türen zu Kontakten mit Einzelpersonen, die ausserhalb der Gakkai nach wie vor
Reiki so praktizierten, wie Usui es ihnen vor vielen Jahren einmal beigebracht
hatte. Ich bin gespannt auf die Bücher, die von Chris Marsh erscheinen sollen,
habe aber auch schon einiges von seinen Nachforschungen lernen dürfen.
Die Lehren über die ursprüngliche buddhistische Praxis des Reiki nach Mikao
Usui, wie sie von Petter, von Doi und von Marsh gelehrt werden, sind Inhalt
meiner URR-Seminare. Sie umfassen Behandlungstechniken, das Reiju (die
Einweihung), Kotodama (Invokationen), sowie energetische und spirituelle
Praktiken (Hatsurei Ho, Byosen, Reiji Ho etc.). Die Meditationsweise, die Usui
in seinem Retreat auf dem Berg Kurama geübt hat, ist auch auf meiner Homepage zu
finden (Zazen Shikan Taza).
Eine weitere recht interessante Wiederentdeckung ursprünglicher buddhistischer
Reiki-Praxis ist das
Medicine Dharma Reiki
. (Leider ist der Autor später als Hochstapler entlarvt worden.)
Gewiss leben wir
hier im Westen und in einer ganz anderen Kultur als in Japan. Gewiss ist Reiki
auch für viele Nicht-Buddhisten segensreich und heilsam. Und so hat sich die
rasante Ausbreitung des Reiki im Westen an unseren Lebensstil, an die westliche
Konsum-orientierte und schnell-lebige Welt angepasst. Und dies ist auch gut so.
Doch wie weit dürfen wir uns von der Quelle entfernen, ohne sie in ihrem Wesen
zu verlieren?
Ich wünsche mir
von all diesen höchst interessanten Nachforschungen, daß Reiki im Westen für
Laien wie auch für praktizierende Buddhisten neue Impulse erfährt, die dazu
führen, daß die ursprüngliche Essenz und Tiefe auch in unser aller täglicher
Reiki-Praxis wiederzufinden ist. Dann erst werden wir meiner Meinung nach dem
Vermächtnis von Usui Sensei gerecht. Und vielleicht können wir dann ja sogar
eines Tages von einer wirklich vollständigen Überlieferung (-slinie) im Reiki
sprechen.
Mögen alle Wesen glücklich sein...........
Gassho, euer Einar.
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